Statistical Indicators
Benchmarking the Information Society
 

     


 

News / Press Room

Press Release 29 September 2003

EU-Beitrittsländer auf der Überholspur zur Informationsgesellschaft Deutschland in Europa im Mittelfeld, Estland fast gleich auf.

Bonn, Brüssel, 29. September 2003, empirica. - Die EU-Länder kommen zunehmend in der Informationsgesellschaft an. Die skandinavischen Länder und die Niederlande sind die-Vorreiter, bei der Internet-Nutzung, beim elektronischen Geschäftsverkehr oder beim eLearning. Selbst die USA können nicht ganz mithalten. Damit liegen unsere Messlatten vor der Haustür und nicht unbedingt jenseits des Atlantiks. Deutschland nimmt meist eine mittlere Position ein, schafft es aber, in Teilbereichen zu den Vorreitern aufzuschließen. EU-Beitrittsland Estland liegt heute schon vor Belgien, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien und Portugal. Slowenien folgt mit Riesenschritten. Die anderen Beitrittsländer und Beitrittskandidaten liegen allerdings teilweise noch weit abgeschlagen im unteren Drittel. Dies ergab eine Umfrage in 27 Ländern im Rahmen des von empirica geleiteten Projektes SIBIS - "Statistical Indicators Benchmarking the Information Society". Kern von SIBIS waren repräsentative Befragungen von mehr als 20.000 Haushalten und fast 4000 Betrieben.

Nach diesem soeben abgeschlossenen internationalen Projekt, das 27 Länder abgedeckt hat zählen 46% der Bevölkerung in Europa zu den regelmäßigen Internetnutzern. Deutschland liegt mit 53% über dem Durchschnittswert, Estland mit 52% ungefähr gleichauf, Slowenien mit 37% etwas darunter, aber noch deutlich über dem Durchschnitt der EU-Beitrittsländer (21%). Spitzenreiter ist Dänemark mit 68%, Rumänien bildet mit 13% das Schlusslicht.

Beim eCommerce liegen die europäischen Länder mit 11% regelmäßigen eCommerce Nutzern noch deutlich vor den EU-Beitrittsländern, die lediglich auf 2% kommen. Allerdings liegt Estland mit 9% fast so hoch wie die EU-Durchschnitt von 11% und vor den Ländern Belgien, Griechenland, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Deutschland gehört mit 16% zur Spitzengruppe, die von Großbritannien mit 23% angeführt wird.

Beim eLearning erreicht Deutschland mit 19% der Erwerbstätigen den Spitzenplatz, aber auch Estland kommt mit 13% fast auf den EU-Durchschnittswert (14%), obwohl die neuen Beitrittsländer im Schnitt nur bei 5% liegen.

SIBIS hat die digitale Spaltung anhand des "Digital Divide Index" (DIDIX) gemessen. Dies ist eine Messgröße, mit der die Abweichung bei der Internetnutzung unter bestimmten Risikogruppen (u.a. Einkommensschwache, geringer Qualifizierte) im Vergleich zum Durchschnitt gemessen wird. Danach liegt dieser Wert bei ca. 50% sowohl in Deutschland aber auch in Estland, was dem EU-Durchschnitt entspricht. Die Tschechische Republik (49%) und Slowenien (45%) folgen. in Bulgarien ist die Digitale Spaltung unter den EU-Beitrittsländern am größten (DIDIX-Wert: 33). Einzig Griechenland liegt mit 31% auch noch darunter.

Offensichtlich schaffen es einige EU-Beitrittsländer trotz der eigentlich weniger guten Startvoraussetzungen und einem um ein Vielfaches geringeren Bruttosozialprodukts heute schon mit vielen EU-Ländern in puncto Informationsgesellschaft mitzuhalten.

Es steht zu befürchten, dass Länder wie Belgien, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien und Portugal ohne massive Anstrengungen seitens der Politik und der Betroffenen selbst schon bald von einigen EU-Beitrittsländern abgehängt werden. Hier gilt es insbesondere auf Estland und Slowenien zu achten, die heute schon mit vielen EU-Ländern mithalten können. Aber auch die einst zu den weltweit stärksten Industrienationen gehörende Tschechische Republik ist auf einem guten Weg in die Informationsgesellschaft. Hier könnte es zu räumlichen Verlagerungen von Wirtschaftskraft und Wachstum kommen, die für die Betroffenen EU-Länder schmerzhaft werden könnten.

Offen ist, ob dies nicht auch längerfristig zu einer Verschiebung der europäischen Wirtschaftskraft- und Wachstumspole in einer EU der 25 Länder in Richtung der neuen EU-Ländern führen wird und einige der heutigen EU-Länder zu den großen Verlierern gehören werden.